Clevere Strategie der Gartenbaumläufer

Ein Bericht von Peter Hamacher

Der Gartenbaumläufer hat eine clevere Strategie entwickelt, der Winterkälte zu trotzen.

Letztlich gab das nachfolgende Bild den Anstoß, einen Artikel über den Gartenbaumläufer zu schreiben. Herr Gerhard Löder aus Gangelt hatte es an den NABU Selfkant geschickt, um mehr über das ihm unbekannte Tier zu erfahren.

Foto: Gerhard Löder

Da unsere NABU Gruppe gut vernetzt ist, wurden die Bilder zur genaueren Bestimmung an Kenner der ein-heimischen Vogelwelt geschickt. Diese waren sich relativ schnell einig, dass auf dem Bild schlafende Garten-baumläufer zu sehen sind, die sich gerne in kalten Nächten in kleineren Gruppen an geschützten Stellen zusammenkuscheln, um sich dabei gegenseitig zu wärmen.

Ich muss gestehen, dass ich bei der nicht ganz so leichten Bestimmung der Vogelart insofern einen kleinen Vorteil hatte, weil ich erst wenige Tage vorher ähnliche Bilder eines Bekannten erhalten hatte. Seine Bilder zeigten ebenfalls Gartenbaumläufer, die in einer Ecke neben dem Fristbalken einer Kapelle gleichsam zu einem Federknäuel zusammengerückt waren.

Aber anhand des Rückengefieders in Verbindung mit dem relativ langen Stützschwanz und auch mit Tipps des Fotografen gelang die Bestimmung des Rätselbildes.

Dieses Phänomen kannte ich bis dato nicht. Eine Recherche im Internet ergab, dass eine Gruppe zusam-mengekuschelter Gartenbaumläufer bis zu 20 Individuen betragen kann. Innerhalb der Gruppe verändern die Tiere dabei immer wieder ihre Position, so dass jeder Vogel abwechselnd mal in den Genuss kommt, in die wärmste Position in der Mitte zu gelangen.

Die Kotspuren auf all den Bildern verraten, dass sich die Gartenbaumläufer allabendlich immer wieder an der gleichen Stelle treffen, um grüppchenweise zu übernachten. Dies ist auch deshalb bemerkenswert, weil sie tagsüber allgemein als Einzelgänger gelten.

Eng zusammengerückte, schlafende Gartenbaumläufer (Foto: Hub Corten, Holtum/L)
Die Kotspuren am Giebel der Marienkapelle nahe Holtum verraten den Schlafplatz der Gartenbaumläufer. (Foto: Hub Corten, Holtum/L)
Foto: Peter Hamacher

Der Gartenbaumläufer ist bei uns ein regelmäßiger Brutvogel, der ganzjährig vor allem Laub- und Mischwälder bewohnt.

Im Garten ist er nur dann anzutreffen, wenn ausreichend alter Baumbestand z.B. in Form von Obstwiesen vorhanden ist. Da solche Habitate immer seltener werden, treffen wir den kleinen, nur ca. 11 g schweren Vogel meist nur im Wald an, wenn er bevorzugt an großen, alten Bäumen meist spiralförmig raufläuft.

Das Bild links zeigt einen typischen Lebensraum bei Schalbruch, wo der Gartenbaumläufer regelmäßig zu beobachten ist.

Das Foto aus der NABU-Bilddatenbank erspart eine ausführliche Beschreibung des Kletterkünstlers. Gut zu
erkennen sind sein langer, leicht gebogener Schnabel und der rel. lange Stützschwanz. Während seine Unter-seite schmutzig weiß gefärbt ist, erweist sich die graubraune, gemusterte Oberseite als ideale Tarnung.

Der Vogelbeobachter wird meist erst dann auf ihn aufmerksam, wenn sein hoch und laut rufendes „Tit i tit“ ertönt und er dabei zumeist zum nächsten Baum fliegt. Mitunter ist auch nur ein einzelnes „Tüt-tüt“  als Warnlaut zu hören.

Sein Gesang in Form ansteigender, hoher und feiner Pfeiftöne ist nur zur Brutzeit zu hören.

Gartenbaumläufer Foto: Dr. Christoph Moning, NABU-Bilddatenbank

Ab April werden 4 bis 6 Eier rund 2 Wochen bebrütet. Dabei befindet sich das Nest oft hinter größeren Stücken abstehender Baumrinde oder in Baumritzen. Befinden sich seinem Lebensraum Gebäude, nutzt er dort auch Spalten und Mauernischen. Nach 14 Tagen Nestlingszeit verlassen die jungen Baumläufer das Nest und werden aber auch dann noch eine Zeit lang von beiden Eltern betreut. 2 Bruten pro Jahr sind durchaus möglich.

Bei der Nahrungssuche ist der lange Schnabel des Gartenbaumläufers insofern von Vorteil, weil sie damit auch zwischen tiefen Spalten von borkiger Rinde nach Futter stochern können. Dabei fressen sie haupt-sächlich Insekten und anderes Kleingetier. Im Winter allerdings, wenn diese Nahrung knapp ist, können sie auch auf feine Pflanzensamen umzustellen.

Nicht zuletzt deswegen, aber auch dank der eingangs beschriebenen Strategie, sich in kalten Winternächten gegenseitig zu wärmen, haben es Gartenbaumläufer geschafft, in der für sie ungünstigen Jahreszeit Winter nicht wegziehen zu müssen. Das ist natürlich auch günstig für den Vogelliebhaber, denn er kann sich deswegen ganzjährig an Beobachtungen von Gartenbaumläufern erfreuen.

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