Ornithologische Sensationen im Selfkant. Nach dem Ende der diesjährigen Brutsaison können wir über zwei wirklich herausragende Ereignisse in der heimischen Vogelwelt berichten.
Beginnen möchte ich mit der Beobachtung von nicht flüggen Uhus in einer Kiesgrube nördlich von Selfkant-Havert. Angesichts des ständigen Abbaubetriebs und des gleichzeitigen Verfüllens der Grube konnte man dies eigentlich dort nicht erwarten, obwohl ich an gleicher Stelle schon vor 2 Jahren im August junge Uhus und einen Altvogel nachweisen konnte. Die jungen Uhus waren somit schon älter und konnten fliegen. Insofern ging ich damals von einer Brut in einer anderen Sandgrube in 2 km Entfernung auf niederländischem Gebiet aus.
Als ich dann Anfang Juni für einen kurzen Moment in 50 m Entfernung einen Jungvogel entdeckte, der teilweise noch das Dunenkleid trug, war mir klar, der Vogel konnte noch nicht fliegen und muss vor Ort erbrütet worden sein. Sekunden später verschwand er auch schon in der hohen Ruderalflur am Rande der Grube.
Zwei Wochen später konnte ich dann allerdings in einer noch größeren Entfernung 4 Uhu’s beobachten. An Hand des Federkleides gehe ich von mindestens 2 Jungvögeln aus. Ob die beiden anderen Exemplare Jung- oder Altvögel waren, konnte auch wegen des relativ hohen Bewuchses nicht eindeutig geklärt werden.
Vor dem Nachweis der jungen Uhus erlebte ich eigentlich eine noch größere Sensation. Beim Beobachten der Uferschwalbenkolonie in der Sandgrube am 25. Mai hörte ich plötzlich Vogelrufe, die mir zwar für den Moment irgendwie bekannt vorkamen, die ich aber zunächst keiner Art sicher zuordnen konnte. Erst als ich dann einen farbenprächtigen Vogel im Gleitflug „im Glas“ hatte, wurde meine kaum für möglich gehaltene Vermutung bestätigt: ein Bienenfresser.
In dem Moment wusste ich auch, woher ich das Rufen kannte. Denn schon seit Jahren brüten ebenfalls in jener Sandgrube auf ndl. Seite mehrere Bienenfresserpaare erfolgreich. Anfangs glaubte ich noch, dass der Bienenfresser die Grube in Havert nur als Nahrungshabitat nutzte. Als jedoch ein zweiter Bienenfresser auftauchte und beide sich immer wieder auf dem gleichen Ast niederließen, war mir klar, das sah nach Balzverhalten aus. Sogar die Übergabe von Insekten als Brautgeschenk an das Weibchen konnte ich beobachten.
Wegen der großen Entfernung und der Unübersichtlichkeit des Geländes konnte ich erst relativ spät feststellen, wo sich die Brutröhre befand.
So sehr man sich noch über die jungen Uhus gefreut hatte, diese jetzt aber unmittelbar unterhalb der Brutröhre zu beobachten, war alles andere als beruhigend. Zudem waren meine Beobachtungsgänge gerade Mitte Juni nicht immer erfolgreich, wenn man darauf abzielte, Bienenfresser zu beobachten. Erst im letzten Junidrittel konnte ich dann wieder beide Altvögel häufiger sehen.
Ich gehe davon aus, dass nach dem Brüten jetzt beide Eltern ihre Jungen fütterten. Leider konnte ich das Ausfliegen der Jungen Anfang Juli selbst nicht beobachten, da ich zu der Zeit in Urlaub war.
Bis vor knapp 30 Jahren war der Bienenfresser in Deutschland ausgestorben. Inzwischen leben aber wieder ca. 1000 Brutpaare in Deutschland. Schwerpunkt ihrer Verbreitung sind Baden Württemberg und Sachsen-Anhalt. Aber auch im rheinischen Braunkohlerevier, im Kreis Viersen und auch bei uns im Kreis Heinsberg sind in den letzten Jahren vereinzelt Bruten nachgewiesen worden.
Ob sich im nächsten Jahr wieder Bienenfresser oder auch Uhus in der Haverter Sandgrube einfinden werden, ist eher unwahrscheinlich, weil bis dann die Grube vermutlich größtenteils verfüllt sein wird. Dann wird es auch keine Uferschwalbenkolonie mehr geben.
Noch Anfang des Jahres hatte unsere NABUgruppe bei der Unteren Naturschutzbehörde versucht, die Grube nach Beendigung des Sand- und Kiesabbaus in eine Fläche für Naturschutz zu überführen und damit einen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt gerade in der ausgeräumten Feldflur zu leisten. Der Antrag wurde negativ beschieden.
Text und Bilder von Peter Hamacher