Der Kiebitz ist ein Kulturfolger, der als typischer Bewohner des Offenlandes von der Kultivierung des Bodens profitierte. Mittlerweile hat sich das Gesicht unserer Landschaft jedoch so stark gewandelt, dass sich die Lebensbedingungen des Kiebitzes drastisch verschlechtert haben.
Die Renaturierung von Auen und Niederungen oder die Wiedervernässung von Feuchtwiesen leisten hier einen wichtigen Beitrag (so etwa die Renaturierung des Rodebaches im Naturpark Rodebach-Roode Beek). Als Brut- oder Rastplätze besonders geeignete Gebiete müssen vor zerstörerischen menschlichen Eingriffen bewahrt werden. Die Brutgebiete sollten während der Brutzeit für Menschen nicht begehbar sein! Denn alleine dadurch kann es schon zur Aufgabe eines bestehenden Geleges kommen!! (Näheres über diese Problematik können Sie dem Beitrag von Theo Reinartz und Hans Bommer auf dieser Seite entnehmen!) Feuchtwiesenschutz kommt nicht nur dem Kiebitz zugute, denn fast 3500 Tierarten und eine Vielzahl verschiedener Pflanzen sind in diesem Lebensraumtyp zu finden.
Sobald der Wiesenvogel im zeitigen Frühjahr in seinem Brutgebiet eingetroffen ist, beginnt er mit seiner imposanten Balz. Das Männchen fliegt zunächst eine längere Strecke mit tief ausholenden Flügelschlägen niedrig über den Boden. Dann steigt es plötzlich mit raschen Schlägen fast senkrecht zehn und mehr Meter nach oben und ruft dabei laut und heiser ‚chää-chwit‘. Nach einigen Metern Geradeaus-Flug folgt kopfüber ein dramatischer Absturz mit ‚Salto mortale‘.
Der Kiebitz wirft sich auf den Rücken, schlägt laut rufend ein bis zwei wie Purzelbäume wirkende Rollen in der Luft und fängt den Sturz kurz vor Erreichen des Bodens mit einigen schnellen Flügelschlägen ab. Den Abschluss bildet ein Kurvenflug über dem Boden, wobei sich das Männchen von einer Seite auf die andere wirft. Dabei ist ein von den Handschwingen erzeugtes wummerndes Flügelgeräusch zu hören, das Wuchteln.
Bei der Bodenbalz läuft das Männchen mit steifen Schritten und etwas angehobenen Flügeln auf das Weibchen zu und richtet sich hoch auf. Dann wippt es mit dem Körper, zuckt mit den Flügeln, hebt den Schwanz etwas an und senkt sich vornüber mit der Brust auf den Boden, um das Zeremoniell des Scheinnistens einzuleiten. Die weit abgespreizten Flügel werden leicht aufgestellt, die eingeknickten Beine führen scharrende Bewegungen in einer imaginären Nistmulde aus. Nach dem Aufstehen werden ruckartig Grashalme über die Schulter geworfen.
Dieses gespreizte Verhalten ist, zusammen mit dem schillernden Metallglanz der Federn, der Grund dafür, dass der Kiebitz mancherorts auch Feldpfau genannt wird. Das Scheinnisten wird später auch vom Weibchen gezeigt. Eine der so entstandenen Nestmulden wird schließlich mit Halmen ausgelegt und beherbergt später das vier Eier zählende Gelege.