Der NABU „Rode-/Saeffel-/Kitschbachtal“ baute eine
„Kramkamer“ (nl) für in unserem Kreis HS äußerst selten gewordene Hirschkäfer
Lucanus cervus ist ein Käfer aus der Familie der Schröter (Lucanidae), einer der größten, auffälligsten und beeindruckendsten heimischen Käferarten vor allem aufgrund der großen hirschgeweihartigen Oberkiefer (Mandibeln) der Männchen. Dieses „Geweih“ kann nicht zum Beißen oder Kauen verwandt werden. Austretende Pflanzensäfte werden aufgesaugt oder -geleckt. Wenn aber 2 Männchen beim sog. Paarungs- oder Kommentkampf aufeinandertreffen, wirft der Stärkere mit Hilfe der Mandibeln den Unterlegenen u.U. auf den Rücken oder vom einem Ast herunter.
Die Weibchen sind kleiner, haben einen schmäleren Kopf und „normal“ entwickelte Oberkiefer. Die Flügeldecken sind bei beiden dunkelbraun, Kopf und Halsschild schwarz, die Fühler in der Mitte geknickt, am Ende verbreitert.
Die männlichen Käfer können je nach Nahrungsangebot 25 – 75 mm lang sein, die Weibchen max. 40 mm. Die Entwicklung vom Ei zum fertigen Käfer kann 5 – 8 Jahre dauern, da Holzzellulose sehr nährstoffarm ist. Im Frühjahr des letzten Jahres kommt es zur Verpuppung in einer Verpuppungskammer im Holz oder Boden. Nach dem Schlüpfen braucht es noch rd. 3 Wochen, bis der Panzer ausgehärtet ist.
Hirschkäfer leben bevorzugt in alten Eichenwäldern, wo sie tagsüber an austretenden Baumsäften lecken. In der Dämmerung kann man sie auch fliegend antreffen und beobachten. Ihre Hauptflugzeit liegt zwischen Ende Mai und Anfang August. Ausgewachsene Käfer leben nur ca. 1 Monat lang.
Hirschkäfer gelten in der Roten Liste bedrohter Tiere Deutschlands als stark gefährdet (Kategorie 2), weil ihnen –wie fast immer bei bedrohten Tier- und Pflanzenarten- passender Lebensraum mehr und mehr entzogen wurde bzw. wird: Totholz wird entfernt, fehlt; in einer intensiv forstwirtschaftlichen Waldnutzung wird das Holz gefällter Eichen sofort verarbeitet; zunehmender Erholungs- und Verkehrsdruck tun das Übrige. Da die Weibchen nach der Paarung rd. 20 Eier bis zu 75 cm im Wurzelbereich toter oder kranker Bäume ablegen (müssen), fehlt -wie erklärt- sich durch Pilzbefall zersetzendes (Eichen-) Totholz.
Und genau hier versucht der „NABU RSK“ anzusetzen, indem er durch den Bau eines künstlichen „Brutplatzes“ Voraussetzungen für eine Wiederansiedlung schaffen will:
An einem nicht zu nassen, ab und zu sonnenbeschienenen Waldrand in Mindergangelt (übrigens bewusst nicht weit entfernt von einem Hohlweg auf niederländischer Seite, wo interessanterweise in jedem Jahr bisher noch gesicherte Hirschkäferbestände beobachtet werden können) wurde mit Hilfe eines Baggers auf einer ca. 3 x 3 m² großen Fläche eine 50 cm tiefe Grube in einen Hang gegraben, in kurzen Abständen dann etwa 1,50 lange Eichenpfähle senkrecht eingegraben, das gesamte Feld nun ungefähr 20 – 30 cm hoch mit möglichst schon von Rot- oder Weißfäule befallenen Eichenspänen, der Rest mit gehäckseltem Eichenmaterial aufgefüllt und abschließend mit der Erde wieder abgedeckt.
Jetzt bleibt nur abzuwarten, ob und wann sich Hirschkäferweibchen aus der niederländischen Nachbarschaft ins „gemachte Nest“ setzen werden.
In Deutschland leben 7 verschiedene Arten der Familie der Lucanidae. Der sog. Balkenschröter (Dorcus parallelipipedus) ist einer von ihnen. Er wird auch als „Kleiner Hirschkäfer“ bezeichnet, ist aber wesentlich kleiner, sieht aber tatsächlich wie ein kleines Hirschkäferweibchen aus (Größenvergleich 30–80(90) zu 18–32 mm (B.)).
Vögel können in erster Linie natürliche Feinde des Hirschkäfers sein, was man dann aus Resten der Käfer (Köpfe, Geweihe, Flügeldecken, Beine…) am Wegesrand schließen kann.
Hirschkäfer sind gem. der FFH- (Fauna–Flora–Habitat-) Richtlinien gesetzlich geschützt!
(Text: Franz Oschmann, Vors. NABU „Rode-/Saeffel-/Kitschbachtal“)
An dieser Stelle möchten wir noch mehr Bilder zeigen, die von Maria Jacobs gemacht worden sind: