Bereits im Februar sind die ersten Kiebitze im Selfkant aus ihren Winterquartieren zurück gekommen. Durch die Zerstörung ihrer ursprünglichen Lebensräume sind sie notgedrungen zum Kulturfolger geworden. Und so braucht er für eine erfolgreiche Brut mittlerweile unsere Unterstützung.
„Als Bodenbrüter wählt dieser Vogel überwiegend (bis zu 80 %) Äcker für sein Brutgeschäft aus. Dabei bevorzugt er die Flächen, auf denen Sommerkulturen angebaut werden, die im zeitigen Frühjahr noch unbearbeitet und wenig bewachsen sind. Denn der Vogel hat beim Brüten gerne eine freie Sicht auf mögliche Fressfeinde.
Da sich die Brutzeit jedoch mit der Bodenbearbeitung in der Landwirtschaft überschneidet, wird dem Kiebitz die Ackerbewirtschaftung oftmals zum Verhängnis; leider mit dem Ergebnis, dass ca. 75 % der Erstgelege noch vor dem Schlupf durch die Bodenbearbeitung versehentlich zerstört werden. Experten schätzen, dass ohne wirksame Maßnahmen der Kiebitz bis 2030 im Kreis Heinsberg ausgestorben sein könnte.“ – berichtet Anne König von der Naturschutzstation Wildenrath.
Im Selfkant kümmert sich Peter Hamacher vom Nabu Selfkant e.V. seit Jahren um die Kiebitzpopulation.
Im Jahresbericht 2024 zur Brutrevierkartierung schreibt er: „In diesem Jahr habe ich zum 11-ten Mal nacheinander auf dem Gebiet der Gemeinde Selfkant die Kiebitz Brutreviere (BR) gezählt. Verglichen mit den Zahlen der letzten Jahre war das Ergebnis der diesjährigen Kartierung überaus erfreulich, wenn gleich die negative Bestandsentwicklung in Relation zum gesamten Zeitraum nach wie vor anhält. Dass der Abwärtstrend hier längst nicht so deutlich ausfällt, wie in manch anderer Region, hängt meiner Meinung nach damit zusammen, dass über das reine Zählen der Brutreviere hinaus, sich auch um den Schutz der Gelege gekümmert wurde.
Eine Absprache mit einem Landwirt, mit der Bearbeitung bis Anfang Mai zu warten, war hinsichtlich des Bruterfolgs die effektivste Schutzmaßnahme. Natürlich ist das je nach Feldfrucht nicht immer möglich. Dann stellt das Markieren der Gelege eine Alternative dar. Auch hier kann sich der Kiebitz auf die Landwirte im Selfkant verlassen. Der Bruterfolg von markierten Gelegen hängt letztlich auch von der Intensität und Häufigkeit der Bearbeitung während des Brütens ab.“
Inzwischen machen schon viele Landwirte im Selfkant beim Schutz der Kiebitzgelege mit. In Großwehrhagen wartet Herr N. Dreissen aus Wehr nun schon seit 3 Jahren mit der Maiseinsaat auf einer Parzelle jeweils bis Anfang Mai. Dies hat dazu geführt, dass sich dort inzwischen wegen der erfolgreichen Bruten eine stabile Population gebildet hat.
Seit letztem Jahr ist auch Landwirt Jansen aus Großwehrhagen beim Schutz der brütenden Kiebitze dabei. Auf seinen beiden Feldern nahe Heilder konnten im Frühjahr 2024 gleich 7 Paare erfolgreich brüten. Eine noch größere Brutpopulation befindet sich in diesem Jahr auf zwei Feldern der Gebrüder Donners. Auch sie wollen mit der Maiseinsaat bis nach der Brut warten. Durch diese Zusage ist eine Markierung der Gelege nicht mehr nötig. Das hat den Vorteil, dass z.B. Prädatoren aus der Luft wie Heringsmöwen oder Rabenkrähen es ungleich schwerer haben, ihre Nester zu entdecken, wenn diese zur gemeinsamen Abwehr ihrer Feinde kurz ihre Gelege verlassen.
Erwähnt müssen auch die Landwirtschaftsbetriebe Meuwissen und Hensgens, die sich schon seit Jahren kooperativ zeigen, wenn es um den Schutz einer Kiebitzbrut geht. Dafür allen ein Dankeschön.
Was können Sie für den Kiebitz tun?
Die Kiebitze sind von den Feld- und Radwegen aus gut zu erkennen. Das Betreten der Äcker ist für die Beobachtung der Vögel nicht erforderlich. Sie würden nur stören und die Vögel vetreiben. Ganz wichtig ist es, Hunde an die Leine zu nehmen.