Sanfte Hornissen

Über Generationen hinweg hat sich der Irrglaube gehalten, dass Hornissen mit wenigen Stichen einen Menschen oder sogar ein Pferd töten können. Viele Menschen haben daher eine regelrechte Panik vor Hornissen. Dabei ist wissenschaftlich erwiesen, dass Stiche von Hornissen nicht gefährlicher sind als die von Bienen und Wespen. Ein Zusammenleben von Mensch und Hornisse ist möglich. Der NABU Heinsberg gibt Tips für ein friedliches Miteinander:

Hornissen 1

Schon allein durch die beachtliche Größe und die lauten Fluggeräusche lösen Hornissen oft unbegründete Ängste aus. Wer dann in Panik verfällt und durch wildes Umsichschlagen die Hornissen zu vertreiben versucht, kann gestochen werden. Für den gesunden Menschen jedoch stellt ein Hornissenstich keine Gefahr dar. Günstig wirkt sich aus, wenn die Einstichstelle sofort danach ausgesaugt und gekühlt wird, denn so tritt – wie nach einem Bienenstich – schnell Linderung ein. Anders ist es aber für Menschen, die unter einer Insektengift-Allergie leiden. Dann nämlich können allergische Reaktionen des Immunsystems ausgelöst werden, die im schlimmsten Fall zum Schock führen. Allergische Reaktionen machen sich bemerkbar durch überdurchschnittliche Schwellungen, Rötungen, Kreislaufbeschwerden und ein sich über den ganzen Körper ausbreitendes juckendes Nesselfieber. In einem solchen Fall ist sofort ein Arzt aufzusuchen.

Hornissen suchen Ersatzhöhlen im menschlichen Siedlungsbereich

Video: Th. Henkens

Die Hornissenkönigin erwacht Anfang Mai aus ihrem Winterschlaf und beginnt mit Erkundungsflügen nach einem geeigneten Nistplatz. Da natürliche Baumhöhlen selten geworden sind, sucht sie sich oft eine Ersatzhöhle im menschlichen Siedlungsbereich. Dies können alte Schuppen, Nischen in Dachböden, Holzverschalungen an Terrassen und Balkonen sein, aber auch Rolladenkästen werden bevorzugt. Das Eindringen in diese Bereiche bedeutet für Hornissen oft die gnadenlose Verfolgung durch den Menschen. Dabei kann es hochinteressant sein, ein Hornissenvolk beim Nestbau zu beobachten.

Einige Vorsichtsmaßnahmen sind im Nestbereich allerdings zu beachten: Heftige Bewegungen, Verstellen der Flugbahn sowie Erschütterungen des Nestes sollten unterbleiben. Selbstverständlich gibt es Fälle, in denen ein Hornissennest entfernt werden muss. Der NABU empfiehlt, sich dann an die Untere Landschaftsbehörde des Kreises HS zu wenden. Fachleute setzen das Hornissennest dann an eine Stelle, an der die Tiere ungestört weiterleben können. Oft genügt aber schon die Absicherung des Nestes durch eine Umzäunung oder das Anbringen von Fliegendraht.

Alte Hornissennester werden kein zweites Mal genutzt

Die von den Hornissen im Vorjahr verlassenen Nester kommen für den Aufbau eines neuen Staates nicht in Betracht, da diese niemals ein zweites Mal genutzt werden. Für das neue Nest benötigt die Jungkönigin morsches Holz, das mit den starken Kieferzangen (Mandibeln) abgeraspelt und mit Speichel vermischt wird. Daraus formt sie dann einen Stiel, an dem sie die Anfangswabe mit den Zellen anbaut. Jede Zelle wird danach jeweils mit einem Ei belegt. Aus den Eiern entwickeln sich madenähnliche, dicke Larven, die kopfüber in den Zellen hängen. Mit der Zeit verpuppen sich die Larven. Nach der Verpuppung dauert es noch ca. 14 Tage, bis sich diese in fertige Hornissen, die Arbeiterinnen, entwickeln. Die Lebenserwartung dieser beträgt aber etwa nur 4 Wochen. Sobald an die zehn Arbeiterinnen geschlüpft sind, übernehmen diese alle anfallenden Arbeiten, so dass die Königin dann nur noch mit der Eiablage beschäftigt ist.

Ein Hornissenvolk verfüttert täglich ein halbes Kilo Insekten

Pausenlos sind die Arbeiterinnen dabei, den Wabenbau zu vervollständigen und den Nachwuchs zu versorgen. Hornissen benötigen zur Aufzucht ihrer Brut tierisches Eiweiß, das sie sich durch den Fang großer Mengen von Insekten beschaffen. Wissenschaftler haben ermittelt, dass ein großes Hornissenvolk an einem Tag bis zu einem halben Kilo für den Menschen lästige und schädliche Insekten an seine Brut verfüttern kann.  Anbetracht des geringen Gewichts eines Einzelinsekts kommen da schon enorme Stückzahlen heraus. Auch deshalb sind Hornissen bei manchen Gartenbesitzern sehr beliebt. Im Fachhandel gibt es sogar Nistkästen für Hornissen. Der regnerische Sommer macht den Hornissen aber zu schaffen: Weil aufgrund der schlechten Witterung weniger Großinsekten fliegen, finden sie nicht genügend Nahrung für ihren Nachwuchs.

Für sich selbst benötigen Hornissen fast nur Kohlenhydrate. Hierzu nagen sie mit ihren kräftigen Kauwerkzeugen Laubholzzweige an, deren austretende Säfte sie dann aufschlecken. Darüberhinaus bevorzugen sie auch den Saft reifer Früchte, wie den von Birnen, Mirabellen und Pflaumen. Hier begnügen sie sich aber meist mit Fallobst.

Ab August fliegen die Jungköniginnen aus

In den Monaten August/September erreicht das Hornissenvolk seinen Höhepunkt. An schönen Herbsttagen fliegen die Geschlechtstiere, Jungköniginnen und Drohnen, zur Begattung aus. Danach haben die Drohnen ihre Aufgabe erfüllt und sterben. Die begatteten Jungköniginnen suchen sich dann zur Überwinterung einen Unterschlupf. Im Hornissenbau erlischt allmählich das Leben.

Text: NABU

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